1998

Nachtwut

„Ich gehöre ja nicht zu den Leuten,
die bei Menschen die Farbaura erkennen,
aber wenn ich das könnte, dann hätte meine Cousine
irgendwas zwischen zitronengelb und ockererbrochen“

Nimmersatt und lebenshungrig. Ungebärdig, aber sanft. Chaotin im Leben, Poetin im Herzen und vice versa. Sie liebt die Komödie und weiß doch das Erbauende des Tränentragischen zu schätzen. Tina Teubner läßt sich von niemandem das Recht verkürzen, sich zu widersprechen.

Tina hatte schon als Kind Nachtwut. Wenn man so wütend ist, daß man nicht schlafen kann, kommt die Nachtwut. Weil man nicht schlafen kann. Sie ist ihr bis heute geblieben. Hat es sich die Nachtwut bei ihr erst einmal bequem gemacht, kommen Tina Teubner die seltsamsten Ideen ...

Wenn es ihr gutgeht, feiert sie Sylvester. Egal, ob der Kalender behauptet, es sei Ostern, Siebenschläfer, ein gewöhnlicher Montag oder Aschermittwoch. Sylvester - Zeit für gute Vorsätze. Zeit, Vergangenes zu resümieren. So feiert Tina Teubner mit ihrem Publikum Kassensturz. Ihr Thema: Kindheit, Familie und andere Kuriositäten. Ihr Motto: Wir reißen alte Wunden auf.

Was für jedes ihrer Programme gilt, tritt einmal mehr in der "Nachtwut" in Kraft: Mit der Grazie und Flinkheit eines Raubtieres, temperamentvoll bis in die Haarspitzen, blitzend vor Klugheit und Humor packt sie ihr Publikum. Mit einer Stimme, die sämtliche Töne von der stählernen Schärfe bis zur Lautlosigkeit umfaßt. Und was ihre Stimme nicht sagt, erzählt sie mit ihrer Geige und ihrem Akkordeon. Begleitet vom ungestümen Tasten-Paganini Ben Süverkrüp, der zwar die Nachtwut nicht kennt, aber zu Sylvester gerne für Getränke und Knabbergebäck zuständig ist.


„Tina Teubner erobert Herz und Hirn des Publikums. Wenn Nachtwut so viel übermütig-chaotische Energie, so viel Musikalität, wohltuende Aggression und herzerwärmende Präsenz freisetzt wie bei Tina Teubner, dann wünscht man sich, sie würde niemals schlafen. Und immer Silvester feiern.“ 

Süddeutsche Zeitung 22. Oktober 2004